Implant-Centrum wächst weiter


Statt Reithalle 6,7-Millionen-Euro-Neubau an der Berliner Allee.

An der Berliner Allee hat gestern der Abriss der ehemaligen Reithalle begonnen. Dieses Überbleibsel der früheren Militärkaserne weicht einem Neubau der Universitätsklinik. Für 6,7 Millionen Euro wird das Implant-Centrum erweitert, in dem jährlich rund 1000 hochgradig schwerhörige und taube Patientinnen und Patienten behandelt werden. In etwas mehr als einem Jahr soll der Neubau fertig sein. Er wird auch über Spenden finanziert – und mit Geld aus dem Konjunkturpaket II.
Es war eine ungewöhnliche Übergabe der Spendenschecks: Während Spender und Spendenempfänger sich zum Foto gruppierten, begann im Hintergrund ein Baggerfahrer mit dem ersten Baggerbiss den nicht unumstrittenen Abriss der Reithalle. Das rund 110 Jahre alte Gebäude gehörte einst zur Kaserne des 5. Feldartillerie-Regiments, stand aber nicht unter Denkmalschutz. Sie wurde zuletzt von Klinik-Abteilungen als Lager benutzt. Ein anderer Standort für die Erweiterung sei nicht möglich gewesen, betonte gestern noch einmal Professor Roland Laszig, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Der Neubau schließt direkt an die bestehenden Gebäude des Implant-Centrums Freiburg (ICF) an.

Das ICF hat 1993 mit 15 Patienten angefangen. Mittlerweile sind es 1000 Patienten pro Jahr. Durch ein Implantat wird den Patienten der Hörsinn wieder geschenkt. Etwa 50 Prozent der Patienten sind Kinder, von denen manche vom Säuglingsalter an im ICF behandelt werden. Die Betreuung erfolgt ein Leben lang. Jeder Patient muss jährlich fünf Mal zur Untersuchung kommen, der Aufenthalt dauert jeweils zwei bis fünf Tage. Die Zahl der Hörgeschädigten, die in das ICF kommen, steige jährlich um 250, berichtete Professor Laszig.

Wolfgang Holzgreve, der ärztliche Direktor des Klinikums, erinnerte daran, dass die gesamten Bau- und Ausstattungskosten trotz der Spendenbereitschaft noch nicht ganz gedeckt sind. Vorerst werden nur zwei der drei Gebäudeteile errichtet. "Es handelt sich um die einzige Reha-Abteilung der Klinik", sagte Holzgreve. Durch den Neubau werden die Bereiche Therapie und Wohnen erweitert. Es entstehen 36 neue Patientenzimmer, ein Akustikzentrum und Behandlungszimmer. Patienten und Familien können kostengünstig untergebracht werden.

Finanziert wird das Haus IV des ICF durch das Klinikum, durch Geld aus dem Konjunkturpaket und durch Spenden. Der Dekan der medizinischen Fakultät, Christoph Peters, übergab den Scheck der amerikanischen Alfred E. Mann Foundation über die stolze Summe von 500 000 Euro an Freifrau Ilka von Gleichenstein und Wolfgang Schmid vom Förderverein "Taube Kinder lernen hören". Eine weitere Spende der Stiftung in gleicher Höhe ist zugesagt. Eine Spende über 1500 Euro überreichten Bert Sutter von der Freiburger Firma Sutter Medizintechnik und Michael Martin von der KLS Martin GmbH aus Umkirch und Tuttlingen. Die Unternehmen haben in diesem Jahr den Freiburger Innovationspreis gewonnen.

Eine Spende von 14 000 Euro schließlich kam von Hotelier Roland Burtsche, der in diesem Jahr zum elften Mal die Einnahmen einer Abendvorstellung des Palazzo Colombino dem Förderverein schenkt. Burtsche war es gestern trotzdem beim Vorort-Termin wehmütig zumute – er hatte lange für den Erhalt der alten Kasernen-Reithalle gekämpft.

 

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