So funktioniert das Cochlear Implantat


Klein, aber oho: Das Cochlear Implantat hilft gehörlosen Kindern, wieder hören und sprechen zu können. Sogar Fremdsprachen können sie dann lernen. Professor Erwin Löhle von der Uniklinik Freiburg erklärt, wie das möglich ist.

Oberarzt Löhle der Hals-Nasen-Ohren-Klinik der Universität Freiburg ist stolz auf "seine Kinder" – so nennt er liebevoll seine Patienten. Zum Beispiel Sebastian Spreizer, der in Freiburg Biologie studiert: "Er hat sich besonders gut entwickelt und hat uns allen hier viel Mut und Freude gemacht." Dem heute 26-Jährigen wurde – betreut von Freiburger Ärzten – 1988 als eins der ersten zehn Kinder deutschlandweit in Hannover das Cochlear Implantat (CI) eingesetzt. Inzwischen ist diese Operation auch im Implant Centrum der HNO-Klinik Freiburg möglich. Heute können in Deutschland 17.000 gehörlose Menschen wie Sebastian Spreizer mithilfe dieses Implantates trotz ihrer Behinderung hören und sprechen.

Das CI ist eine Innenohrprothese für Gehörlose. Es wandelt Schall in elektrische Impulse um, die den Hörnerv in der Hörschnecke (lat.: Cochlea) stimulieren. Infolgedessen erzeugt der Hörnerv sogenannte Aktionspotenziale, die er an das Gehirn weiterleitet. Dort werden die Aktionspotenziale als akustische Signale erkannt. So können Sprache und Töne wieder wahrgenommen werden.

Gebärdensprache wird nicht aussterben

Ein CI besteht aus zwei Teilen: Dem Implantat, das in einer Operation hinter dem Ohr unter die Haut eingesetzt wird, und einem – mit dem Implantat magnetisch verbundenen – Verstärker, der wie ein Hörgerät hinter dem Ohr getragen wird. Das Einsetzen des Implantats ist bei 95 bis 98 Prozent, also bei fast allen gehörlosen Kindern möglich, erklärt Löhle. Die grundlegende Voraussetzung für diese Operation sei eine vorhandene Hörschnecke im Innenohr. In der Regel ist diese knöcherne Schnecke vorhanden, es fehlen dann nur die Sinneszellen, die für das Hören wichtig sind.

Die sprachlichen Ergebnisse sind verschieden, nicht jedes Kind kann mit einem CI so flüssig reden lernen wie Sebastian Spreizer: "Das ist von einigen Variablen abhängig, zum Beispiel vom Zeitpunkt der Operation, der Intelligenz und Förderung der Kinder sowie einer eventuellen Mehrfachbehinderung. Die Kinder, die sich sehr gut entwickeln, sprechen wie andere Kinder. Und können sogar eine zweite Sprache lernen," berichtet Löhle.

Der Annahme, dass Gebärdensprache durch das CI überflüssig werden könnte, widerspricht Löhle vehement: "Die Gebärdensprache wird nicht überflüssig. Es wird immer eine Gruppe Gehörloser geben, die auf die Gebärdensprache angewiesen sein wird. Selbst viele CI-Träger benutzen sie: Sebastian setzt Gebärdensprache zum Beispiel in lauter Umgebung als Ergänzung ein."

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